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FBI Fitness-App unter Spionage-Verdacht

Habe ich das Zeug, ein FBI-Agent zu werden? Zur Beantwortung dieser Frage veröffentlichte das FBI unlängst eine Fitness-App, mit der Nutzer den offiziellen Einstellungstest der US-Bundesbehörde zuhause "nachspielen" können. Jetzt stellt sich heraus: Das FBI holt sich in den Datenschutzbestimmungen verdeckt umfangreiche Überwachungs-Rechte ein und behält sich eine Weiterleitung der Daten zur Strafverfolgung vor.

FBI Fitness-App: Tracking mit GPS und Beschleunigungs-Sensor

FBI Fitness-App

Die FBI-App kombiniert einen Info-Teil zu den einzelnen Anforderungen mit einem interaktiven Part, die die komplette Aufnahmeprüfung – ein Sprint- und ein Ausdauer-Lauf, Klimmzüge sowie Liegestütz – für den Nutzer interaktiv erlebbar macht. Auf Wunsch werden die Trainingsleistungen direkt von der App getrackt, die sich dafür Zugriff auf das GPS-Modul und den Beschleunigungs-Sensor des Smartphones erbittet.

Seit Erscheinen der Fitness-App im Sommer rührte das FBI über seine sozialen Kanäle kräftig die Werbetrommel. Offenbar mit Erfolg: Bis Mitte September wurden nach Angaben der US-Bundesbehörde mehr als 28.000 Downloads verzeichnet, auf Youtube finden sich Videos von Nutzern, die ihre Resultate zur Schau stellen. Aber auch wer beim Fitness-Test keine Kamera auf sich gerichtet hat, muss mit einer Beobachtung seiner Aktivitäten rechnen. Und zwar direkt durch das FBI.

"Alle Aktivitäten werden überwacht und aufgezeichnet"

Der Fernsehsender CNBC hat sich jetzt die Datenschutzbestimmungen der FBI-App näher angesehen. App-Downloader bekommen hiervon zunächst einmal nur eine kurze "Zusammenfassung" zur Bestätigung angezeigt (ohne Bestätigung ist keine App-Nutzung möglich). In dem knappen Text betont, das FBI sammele bei der App-Nutzung keinerlei Daten.

Die volle Privacy Policy – die laut FBI ausdrücklich auch für die App gilt und auf die in der App auch verwiesen wird – weist dem gegenüber allerdings einen Passus auf, nach denen "alle Aktivitäten der Nutzer überwacht und aufgezeichnet werden" ("individuals using this computer system are subject to having all of their activities monitored and recorded"). Und weiter: "Wenn die Überwachung Hinweise auf kriminelle Aktivitäten gibt, können die erhobenen Daten an zuständige Stellen weitergegeben werden".

Gläserner App-Nutzer oder nur schwammig formuliert?

CNBC wunderte sich außerdem darüber, dass die App zwar offenbar auf GPS- und Beschleunigungs-Modul des Smartphones zugreife, das FBI-Programm aber nicht in den entsprechenden Berechtigungslisten des Smartphone angezeigt werde. Die Bundesbehörde erklärte dazu gegenüber dem Fernsehsender, von diesen personalisierten Standort- und Gerätedaten sehe sie nichts. Man erhalte lediglich dieselben anonymisierten Nutzungs-Daten von Apple und Google wie alle anderen App Publisher auch.

Überwacht die Fitness-App des FBI ihre Nutzer auf Schritt und Tritt, oder handelt es sich nur um eine Formulierungs-Frage in den sehr allgemein gehaltenen Datenschutzbestimmungen des FBI, die neben der App unter anderem auch für die Website gelten? Von außen ist das schwer zu beurteilen. Klar ist: Terroristen & Co. werden sich ohnehin eher keine offiziellen FBI-Apps aufs Smartphone laden, zudem dürfte die Bundesbehörde ausreichend verdeckte Tracking-Optionen haben. Umso bemerkenswerter ist der unklare Daten-Umgang in einem solchen Programm und zu einer Zeit, wo der sensible Umgang mit persönlichen Daten in aller Munde ist.

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