Gesundheitsmythen: 5 + 5 Mythen aus der Gesundheitslehre
Spinat mach groß und stark, ein Verdauungsschnaps tut dem Magen gut und zu viel Wasser kann nicht schaden: Viele Gesundheitsmythen halten sich hartnäckig. Was uns als Kind bereits eingetrichtert wurde, haben wir oft unbewusst in unseren Alltag integriert.
Es wird also Zeit, endlich mit einigen Mythen aufzuräumen.
"Dreck reinigt den Magen" – die meisten kennen diesen Kindheitsspruch nur allzu gut. Ohne ihn wirklich zu hinterfragen, geben wir ihn auch schon an die nächste Generation weiter.
Wie bei vielen anderen Gesundheitsmythen ist aber auch an dieser Weisheit nicht viel dran. Oder etwa doch? Wir klären dich über einige hartnäckige Mythen in der Gesundheitslehre auf.
Ernährungsmythen
Eine schlechte Übersetzung, fehlgedeutete Weisheiten oder falsche Messwerte: Es gibt viele Gründe, weshalb sich ein Mythos über Generationen hält und sich sogar in unserer Gesellschaft etabliert.
Einige würden wir nur zu gerne weiterhin glauben, die Aufklärung anderer kann dein Leben aber tatsächlich einfacher gestalten.
Helle Flecken am Fingernagel wegen eines Nährstoffmangels
Vielleicht hast auch du sie schon einmal bemerkt: Die kleinen hellen Flecken auf dem Fingernagel, die nicht aussehen, als würden sie dort hingehören.
Einige Betroffene haben sie regelmäßig, andere so gut wie nie. Die landläufige Erklärung: Ein klarer Fall von Calcium-Mangel. In Wirklichkeit aber hat der Nährstoff nichts mit der Verfärbung zu tun.
Die Flecken entstehen, wenn während der Verhornung deines Nagels die einzelnen Nagelplatten nur unzureichend miteinander verschmelzen. Diese mangelnde Verschmelzung kann zum Beispiel durch eine Druckeinwirkung entstehen oder aber Folge kleinerer Verletzungen sein.
Im Prinzip handelt es sich also bei den weißen Flecken um kleine Lufteinschlüsse. Sie sind gesundheitlich vollkommen unbedenklich und wachsen mit der Zeit wieder heraus.
Auf einen Nährstoffmangel geben sie also keinen Rückschluss, anders sieht es allerdings bei rissigen oder brüchigen Nägeln aus.
Viel Wasser kann nicht schaden
Wasser trinken – eine der natürlichsten Sachen der Welt – ist in unserer Gesellschaft schon fast zu einer Religion geworden.
Um nicht von Innen auszutrocknen oder einer frühzeitigen Hautalterung vorzubeugen setzen viele Menschen mittlerweile auf eine übermäßige Wasserzufuhr.
Mindestens zwei Liter oder etwa acht Gläser Wasser am Tag sollen helfen, die Haut frisch und jung zu halten und dem Körper Energie zu liefern. Immerhin besteht der Mensch auch aus bis zu 70 Prozent dieser Flüssigkeit.
Allerdings ist es ein Irrglaube, dass der Mensch sich übermäßig mit reinem Wasser versorgen muss. Außer Acht gelassen wird häufig die Tatsache, dass wir bereits einen Großteil unserer benötigten Wassermenge über die Nahrung aufnehmen.
Vor allem aus Obst und Gemüse. Aber auch durch Säfte, Tee, Milch oder gar koffeinhaltige Getränke erhalten wir einen großen Teil unseres benötigten Wassers.
Ausreichend Wasser zu trinken ist nicht nur gesund, sondern auch überlebenswichtig. Keine drei Tage könnte der Mensch ohne Flüssigkeiten überleben. Doch dass zu viel Wasser nicht schaden könne, ist nicht ganz richtig. Schließlich macht die Dosis das Gift – und das gilt auch für Wasser.
Man sollte eine Höchstmenge von 10 Liter pro Tag auf keinen Fall überschreiten. Trinkst du dennoch regelmäßig mehr als fünf Liter Wasser am Tag, kann dies gesundheitliche Probleme mit sich ziehen. Die Folgen eines übermäßigen Wasserkonsums können unterschiedlich ausfallen, je nach Schweregrad.
Zu den leichten Symptomen gehören unter anderem Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit. Weit schlimmer wird es, wenn der Körper mit Luftnot, Konzentrationsschwächen, Übelkeit und starkem Schwitzen reagiert. In den schlimmsten Fällen kann es gar zu Krampfanfällen und Koma kommen.
Der Grund für diese Reaktion des Körpers auf eine regelmäßig erhöhte Wasserzufuhr ist, dass die Nieren das Wasser nicht mehr richtig verarbeiten können. Der Salzhaushalt gerät völlig durcheinander und der Körper wird sprichwörtlich überschwemmt.
Zudem scheidet der Körper durch die hohe Flüssigkeitszufuhr auch wichtige Nährstoffe und Mineralien aus.
Schnaps kurbelt die Verdauung an
Ein Verdauungsschnäpschen nach der Mahlzeit kann schon nicht schaden: Ebenfalls hartnäckig, und sogar bereits Teil unserer Kultur, ist der Mythos um den Verdauungsschnaps.
So soll dieser nach einer üppigen Mahlzeit den Körper bei der Verdauung unterstützen.
Auch wenn viele Betroffene schwören könnten, dass dieser tatsächlich hilft, ist in Wirklichkeit aber das Gegenteil der Fall: Denn Alkohol hemmt die Fettverbrennung im Körper und erschwert damit die Verdauung einer Mahlzeit.
Anstatt sie also zu beschleunigen, hemmt der Alkohol die Verwertung des Essens. Auch eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass Alkohol, egal ob vor, während oder nach der Mahlzeit eingenommen, die Verdauung des Körpers beeinträchtigen kann.
Greife also nach deinem nächsten Restaurant- oder Familienbesuch lieber zu einer Tasse Kaffee oder Espresso anstatt zum Schnaps.
Den Alkohol-Kater vermeiden: Die Reihenfolge entscheidet
Bestimmt ist dir auch diese Weisheit schon einmal zu Ohren gekommen: "Bier auf Wein, das lass sein – Wein auf Bier, das rat‘ ich dir". Seit Generationen wird diese Weisheit weitergegeben und dient eigentlich der Vermeidung des Katers am nächsten Morgen.
Tatsächlich aber ist die Reihenfolge der Getränke wenig entscheidend. Ob und wie stark der Kopf am nächsten Morgen brummt, ist von anderen Faktoren abhängig – wie zum Beispiel der Gesamtmenge des getrunkenen Alkohols.
Die Weisheit, Wein auf Bier zu trinken, aber nicht anders herum, existiert in vielen Ländern und auf verschiedenen Sprachen.
Sein Hintergrund ist tatsächlich historischen Ursprungs: Früher konnten sich arme Menschen nur Bier leisten, die reichere Bevölkerung leistete sich dagegen lieber hochwertigen Wein.
Während also der Aufstieg von Bier auf Wein, also von Armut zu Wohlstand, durchaus erstrebenswert war, war der Abstieg von Wein auf Bier eine weniger erstrebenswerte Änderung. Daher galt: "Bier auf Wein, das lass sein – Wein auf Bier, das rat‘ ich dir."
Dreck reinigt den Magen
Wenn Kinder beginnen, ihre Umgebung zu erforschen, machen sie vor nichts Halt. Auf dem Spielplatz oder am Strand will dann gerne auch Sand oder Schmutz probiert werden, was Eltern oft unerschrocken lässt, denn Dreck reinigt ja bekanntlich den Magen.
Doch auch an diesem Mythos ist leider nur wenig dran. Denn der Dreck reinigt nicht den Magen, der Magen reinigt den Dreck. Dank unserer starken Magensäure können die größten Schäden durch den Schmutz verhindert werden.
So tötet sie etwa die meisten der verschluckten Keime ab, bevor sie in die Blutbahn geraten. Der Mageninhalt wird weitestgehend zerkleinert – Steine, die nicht von der Magensäure zerkleinert werden können, werden dagegen wieder ausgeschieden.
Ein wenig Dreck wird sicher nicht schaden, dennoch ist dies immer von der jeweiligen Erde abhängig. Denn diese kann unter Umständen schädliche Keime enthalten oder dem Körper Nährstoffe entziehen. Eine ganze Mahlzeit Dreck sollte also in jedem Fall besser vermieden werden.
Gesundheitsmythen
Nicht nur in der Ernährung herrschen noch einige hartnäckige Mythen vor – auch was unseren Körper und unsere Gesundheit betrifft, gibt es noch einige unwahre Behauptungen.
Dunkles Leselicht verdirbt die Augen
Es ist bereits dunkel draußen, drinnen herrscht schummeriges, gemütliches Licht – perfekt, um die letzten Kapitel des Buches zu lesen. Wäre da nicht diese Stimme im Hinterkopf, die einem einflößt, dass Lesen bei Dämmerung die Augen verdirbt.
Diese Stimme kannst du von nun an getrost ignorieren. Denn: Bei dunklem Licht zu lesen, kann die Augen zwar anstrengen. Dauerhafte Schäden werden sie aber nicht davontragen.
Bei dunklem Licht fällt es den Augen schwer, scharf zu sehen – dadurch strengen sie sich zusätzlich an. In der Folge blinzelst du automatisch weniger, was wiederum eine leichte Austrocknung der Hornhaut begünstigt.
Experten sind sich jedoch sicher, dass diese spürbaren Effekte lediglich vorübergehend sind und daher keine bleibenden Schäden verursachen können.
Wenig Schlaf kann nachgeholt werden
Aufgrund von anstehenden Klausuren, baldigen Abgaben oder einfach, weil der Wecker immer um sechs Uhr in der Früh klingelt: Es gibt viele Gründe, wieso wir an manchen Tagen einfach nicht genug Schlaf bekommen.
Die Vorstellung, diesen verpassten Schlaf einfach am Wochenende nachzuholen, ist genauso schön wie leider auch unwahr.
Damit sich der Körper in der Nacht vollständig regenerieren kann, sind Qualität und Schlafintensität ausschlaggebend. Das bedeutet, dass dein Körper einen ähnlichen Schlaf-Rhythmus braucht, egal ob unter der Woche oder am Wochenende.
In der Regel braucht der Körper sieben bis acht Stunden Schlaf, damit er sich vollständig erholen kann. Leidet er dagegen an einem Schlafmangel oder gehst du zu unregelmäßigen Zeiten ins Bett, kann er sich nicht so gut regenerieren.
Du fühlst dich am nächsten Morgen schlapp, unkonzentriert und findest in der darauffolgenden Nacht nur schlecht in den Schlaf.
Möchtest du deinem Körper etwas Gutes tun, solltest du versuchen, möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen. Dabei sind mindestens sechs Stunden Schlaf nötig, damit du ausgeruht bist.
Nach dem Essen die Zähne putzen
Eine weitere Weisheit, die wir noch aus Kindertagen kennen: Nach dem Essen das Zähneputzen nicht vergessen. Tatsächlich aber ist das nicht immer so gesund für die Zähne, wie uns früher eingetrichtert wurde.
Nach bestimmten Lebensmitteln und Mahlzeiten kann das unmittelbare Zähneputzen gar negative Auswirkungen auf die Zähne haben.
Ernährst du dich zum Beispiel von sauren Lebensmitteln, greifen die Säuren die Zahnhartsubstanz, also den Zahnschmelz, das Zahnbein und das Wurzelzement an. Dadurch wird deine Schutzschicht geschwächt und einige Mineralien aus dem Zahnschmelz herausgelöst.
Wenn du nun deine Zähne putzt, so trägt die Putzbewegung den Zahnschmelz ab – was unter Fachärzten auch als Abrasion bekannt ist.
Wenn du also bei der nächsten Mahlzeit Fruchtsäfte, Softdrinks, oder aber bestimmte Obstsorten wie Äpfel, Orangen und Kiwis zu dir nimmst, solltest du mit dem Zähneputzen in jedem Fall noch warten. Generell gilt das übrigens für alle Lebensmittel, die einen hohen Anteil an Säure aufweisen.
Wasserfeste Sonnencreme hält auch nach dem Baden
Dabei handelt es sich zugegebenermaßen um eine ziemlich irreführende Bezeichnung: Viele Hersteller von Sonnenschutzmitteln werben mit wasserfester Sonnencreme.
Tatsächlich aber muss eine Sonnencreme nur mindestens 50 Prozent ihrer verbliebenen Schutzwirkung nach dem Baden nachweisen können, damit sie als "wasserfest" bezeichnet werden darf.
Das Problem: Wenn du dich nach dem Baden mit einem Handtuch abtrocknest, geht auch die restliche Wirkung verloren.
Daher solltest du dich nach dem Baden immer noch einmal mit deiner Sonnencreme eincremen, um deine Haut vor Sonnenbränden und ihren schädlichen Folgen zu bewahren. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten – die anfangs angegebene Schutzzeit verlängert sich durch ein Nachcremen nicht.
Was deine Haut wirklich vor Sonnenschäden schützt, ist Schatten und das Tragen längerer Kleidung.
Knöchel knacken führt zu Rheuma
Nicht alle Menschen können ihre Gelenke absichtlich knacken lassen. Vielen Menschen, die es können, gibt das Knacken ein Wohlgefühl, anderen läuft bei dem Geräusch ein kalter Schauer über den Rücken.
Doch ganz unabhängig davon soll das Gelenke-Knacken schlimme Folgen haben: Es soll etwa zu Rheuma, Gicht oder anderem Verschleiß führen. Doch ist an diesem Mythos wirklich etwas dran?
Bis heute ist noch nicht entscheidend geklärt, was genau das knackende Geräusche in unseren Gelenken auslöst. Die gängigste Theorie besagt, dass es sich dabei um ein sogenanntes Vakuum-Phänomen handelt. In unseren Gelenkschmieren befindet sich Kohlenstoffdioxid, das auch als CO2 bekannt ist.
Zieht nun jemand an seinen Gelenken, so geht das Kohlenstoffdioxid in einen gasförmigen Zustand über, weshalb sich kleine Bläschen bilden. Zerplatzen diese Bläschen, so nehmen wir das als das bekannte Knacken wahr.
Tatsächlich ist es nicht gesund, dauerhaft an seinen eigenen Gelenken zu ziehen, um das Knacken zu erzeugen. Dadurch können die Gelenke und Sehnen überdehnt und auf lange Sicht geschädigt werden.
Dass das Gelenke-Knacken allerdings Rheuma oder anderen Verschleiß begünstigen soll, ist lediglich ein Mythos. Viele Studien legen nahe, dass diese Gewohnheit im Prinzip ungefährlich sei, es sei denn natürlich, die Sehnen werden auf Dauer überdehnt.