Anämie: 6 Ursachen & 7 Symptome von Blutarmut (+ Therapien)
Blutarmut, auch Anämie genannt, ist eine weit verbreitete Erkrankung. Doch wie gefährlich ist die Krankheit? Im Folgenden erfährst du alles Wissenswerte über Anämie, von den wichtigsten Formen über Ursachen und Symptome bis hin zu Behandlungsmöglichkeiten.
Was eine Anämie eigentlich ist
Um zu verstehen, was eine Anämie eigentlich ist, muss man sich erst einmal die Zusammensetzung des menschlichen Blutes näher anschauen.
Die Zusammensetzung des Blutes
Dein Blut besteht zu einer Hälfte aus Flüssigkeit, dem sogenannten Blutplasma.
Im Blutplasma befinden sind vor allem Hormone und Nährstoffe, die in flüssiger Form zu allen Organen deines Körpers transportiert werden.
Die andere Hälfte deines Blutes besteht aus Zellen, die sich wiederum grob in drei Gruppen einteilen lassen.
Es gibt die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die insbesondere für die Abwehrfunktion des Körpers verantwortlich sind und ihn vor Erkrankungen schützen.
Es gibt Blutplättchen, die auch als Thrombozyten bezeichnet werden und für Blutstillung und Wundheilung zuständig sind.
Und es gibt rote Blutkörperchen, auch Erythrozyten genannt.
Die Bedeutung der roten Blutkörperchen
Die Erythrozyten, also die roten Blutkörperchen, machen den Großteil deiner Blutzellen aus. Sie übernehmen im Körper eine ausgesprochen wichtige Funktion, indem sie den Organismus mit Sauerstoff versorgen.
Von entscheidender Bedeutung für diese Funktion ist dabei der Blutfarbstoff Hämoglobin.
Hämoglobin befindet sich innerhalb der roten Blutkörperchen und verleiht ihnen ihre kräftige Farbe.
Es ist das Hämoglobin in den Erythrozyten, mit dem sich die Sauerstoffatome verbinden und somit durch deinen Körper transportiert werden können.
Das Molekül befördert aber nicht nur Sauerstoff innerhalb deines Körpers, es sorgt auch für den Abtransport von Kohlendioxid, das entsteht, wenn der Sauerstoff im Rahmen von Stoffwechselprozessen verbraucht wird.
Definition von Anämie
Eine Blutarmut, wissenschaftlich auch als Anämie bezeichnet, liegt dann vor, wenn es deinem Körper an lebenswichtigen roten Blutkörperchen mangelt.
Oder aber, wenn es innerhalb deiner roten Blutkörperchen zu wenig Hämoglobin gibt.
Die Anzahl von Erythrozyten, also roten Blutkörperchen, und dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin geht nämlich nicht Hand in Hand.
Deshalb kannst du an einem Hämoglobin-Mangel und somit einer Blutarmut leiden, obwohl die Anzahl deiner roten Blutkörperchen in Ordnung ist.
In Folge dieses Mangels kann dein Organismus nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, wodurch es zu Mangelerscheinungen und teils schweren gesundheitlichen Folgen kommen kann.
Doch vor den Folgen und Symptomen einer Blutarmut sollen erst einmal die möglichen Ursachen dieser Krankheit erläutert werden.
Ursachen von Anämie
Eine Blutarmut kann vielfältige Ursachen haben.
Unterschieden wird vor allem zwischen zwei Kategorien: Einerseits einer Störung der Blutbildung, die zur Folge hat, dass von deinem Körper nicht genügend rote Blutkörperchen produziert werden.
Andererseits kann auch ein gesteigerter Abbau oder ein Verlust von roten Blutkörperchen eine Anämie nach sich ziehen.
Blutarmut ist nicht zwangsläufig die Folge einer einzelnen Ursache, sondern kann auch durch eine Kombination von Faktoren ausgelöst werden.
Eisenmangel
Eisenmangel gehört zu den am weitesten verbreiteten Ursachen für eine Anämie. Der Mineralstoff ist nicht nur maßgeblich an der Bildung von Blutzellen beteiligt, er ist auch ein wichtiger Bestandteil des Blutfarbstoffes Hämoglobin.
Hämoglobin ist ein Molekül innerhalb der roten Blutkörperchen, das für den Sauerstofftransport in deinem Körper zuständig ist. Wer an Eisenmangel leidet, kann daher nicht genügend Hämoglobin bilden. Im schlimmsten Fall wird dadurch sogar die Bildung der roten Blutkörperchen selbst verringert.
Ursachen von Eisenmangel
Eisenmangel ist ein weit verbreitetes Phänomen. Schätzungen zufolge leiden circa fünfundzwanzig Prozent der Weltbevölkerung unter einer Unterversorgung mit dem wichtigen Mineralstoff.
Ursache für diesen Mangel sind in der Regel Defizite in der Ernährung, denn Eisen ist in vielen Lebensmitteln vorhanden und wird vom Körper über die Verdauung aufgenommen.
Aufgrund des hohen Lebensstandards sind in Deutschland vorrangig falsche Ernährungsgewohnheiten oder einseitiger Lebensmittelkonsum.
Beispielsweise im Rahmen einer vegetarischen oder veganen Ernährung, einer häufigen Ursache von Eisenmangel.
Auch bestimmte Erkrankungen wie eine chronische Magen-Darm-Entzündung oder Zöliakie können dazu führen, dass das Spurenelement vom Körper nicht aufgenommen werden kann.
Neben einer defizitären Ernährung und verschiedenen Erkrankungen kann auch ein Befall mit Parasiten zur Ausbildung eines Eisenmangels führen. Dieses Risiko besteht in erster Linie bei besonders reisefreudigen Personen.
Bei einer Untersuchung auf Eisenmangel solltest du es deswegen deinem Arzt gegenüber erwähnen, wenn du gerne auf Reisen bist.
Risikogruppen für Eisenmangel
Bestimmte Personengruppen haben ein höheres Risiko für einen Eisenmangel. Dazu zählen Sportler, Schwangere, Stillende und Kinder in der Wachstumsphase. Aufgrund des Blutverlusts im Zuge der Menstruation haben Frauen vor den Wechseljahren ebenfalls eine erhöhte Neigung für Eisenmangel.
Wer zu einer betroffenen Gruppe gehört, sollte deshalb besonders gut auf seinen Eisen- und Nährstoffhaushalt achten, um die Ausbildung eines Mangels und damit einhergehend einer Anämie zu verhindern.
Mangel an Folsäure und Vitamin B12
Neben einem Mangel an Eisen ist eine Unterversorgung mit den Vitaminen Folsäure oder Vitamin B12 ebenfalls eine häufige Ursache für Blutarmut.
Wie alle Vitamine sind Folsäure und Vitamin B12 für deinen Körper zwar lebensnotwendig, können von diesem aber nicht selbst produziert werden.
Stattdessen müssen sie ihm dauerhaft von außen zugeführt werden, zum Beispiel im Rahmen der Ernährung oder durch Präparate.
Folsäure und Vitamin B12 sind deswegen von größter Bedeutung für deinen Körper, weil beide Nährstoffe grundlegend an der Produktion von DNA beteiligt sind. Eine Störung bei der Herstellung von DNA bedeutet eine Störung bei der Produktion von Zellen.
Bei einem Mangel an Folsäure oder Vitamin B12 – oder beiden Vitalstoffen – werden dementsprechend nicht genügend rote Blutkörperchen gebildet. Eine Anämie ist die Folge.
Ursachen von Folsäure- und Vitamin-B12-Mangel
Im Gegensatz zu den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K gehören Folsäure und Vitamin B12 beide zur Gruppe der wasserlöslichen Vitamine. Diese können von deinem Körper nicht gespeichert werden, weshalb es besonders wichtig ist, dass du sie regelmäßig einnimmst.
Ursachen für einen Vitamin-Mangel sind in Deutschland genau wie bei Eisen entweder einseitige Ernährungsgewohnheiten oder Krankheiten.
Trotz der breitangelegten Lebensmittelversorgung in Deutschland kann es für bestimmte Personengruppen problematisch sein, die Vitamine ausschließlich über die Ernährung aufzunehmen.
Das gilt vor allem für Vegetarier und Veganer, da besonders Vitamin B12 vorrangig in tierischen Produkten vorhanden ist und nur vereinzelt über pflanzliche Lebensmittel wie Sanddorn aufgenommen werden kann.
Auch, wer aufgrund von Krankheit oder anderen Faktoren an einer eingeschränkten Funktion des Magen-und-Darm-Trakts leidet, kann von einem Mangel betroffen sein.
Risikogruppen für einen Folsäure- und Vitamin-B12-Mangel
Neben Vegetariern, Veganern und Kranken leiden noch andere Personengruppen an dem erhöhten Risiko, durch einen Vitamin-Mangel eine Anämie zu entwickeln.
Dazu zählen Menschen, deren Bedarf an den Nährstoffen besonders hoch ist und die deswegen Gefahr laufen, diesen gesteigerten Bedarf nicht über die Ernährung decken zu können.
Das betrifft ältere Menschen, weil die Aktivität von Magen und Darm mit wachsendem Alter sinkt.
Aufnahme und Verteilung von Nährstoffen sind deshalb nicht mehr so effektiv wie bei jungen Menschen. Insbesondere betroffen sind aber auch Schwangere, Stillende, Kinder und Frauen mit Kinderwunsch.
Aufgrund ihrer enormen Bedeutung für DNA und Wachstum spielen Folsäure und Vitamin B12 für die gesunde Entwicklung von Kindern eine ausschlaggebende Rolle. Ein Mangel kann während Schwangerschaft und Stillzeit gravierende Folgen haben.
Doch auch Frauen, die schwanger werden wollen, sollten auf einen ausgewogenen Nährstoff-Haushalt achten. Denn Blutarmut durch Mangel an Folsäure und Vitamin B12 kann die Fruchtbarkeit vermindern.
Nierenerkrankungen
Zu den vielfältigen Funktionen der Nieren gehört die Überprüfung des Sauerstoffgehalts im Blut.
Da die roten Blutkörperchen für den Transport von Sauerstoff im Blut zuständig sind, können die Nieren somit feststellen, ob ein Mangel an roten Blutkörperchen und somit eine Anämie vorliegt.
Ist dies der Fall, veranlassen die Organe die Ausschüttung eines Hormones, das die Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark anregt.
Bei einer Erkrankung der Nieren können sie diese Kontrollfunktion nicht mehr ausführen, weil sie nicht in der Lage sind, das notwendige Hormon auszuschütten. In der Folge kann die Blutarmut nicht behoben werden, vielmehr besteht die Gefahr einer Verschlechterung, sofern die Krankheit nicht erkannt wird.
Stammzellenerkrankungen
Im Verhältnis zu Nährstoffmängeln sowie Erkrankungen der Nieren oder des Magen-und-Darm-Trakts gehören Stammzellenerkrankungen zu den seltensten Auslösern für Blutarmut.
Sie führen grundsätzlich zu einer Verringerung der Anzahl von Blutzellen, häufig in Verbindung mit einem gesteigerten Abbau roten Blutkörperchen.
Auch Tumorerkrankungen oder Krankheiten des Knochenmarks können eine Anämie hervorrufen.
Blutungen
Während ein hoher Blutverlust verschiedene Ursachen haben kann, gehört die Anämie zumindest vorübergehend fast immer zu seinen Folgen.
Denn verliert dein Körper in großem Ausmaß Blut, beispielsweise aufgrund einer Verletzung oder durch eine Operation, gehen ihm damit auch rote Blutkörperchen, der Blutfarbstoff Hämoglobin und Nährstoffe wie Eisen, Folsäure und Vitamin B12 verloren.
Das sind allesamt Faktoren, die die Entstehung einer Blutarmut nach sich ziehen.
Um die Konsequenzen von solch einem drastischen Blutverlust abzumildern, erfolgt häufig die Gabe einer Bluttransfusion.
In seltenen Fällen begünstigt auch eine ungewöhnlich starke beziehungsweise ungewöhnlich lang anhaltende Monatsblutung bei Frauen die Entstehung einer Blutarmut.
Ein großes Risiko stellen innere Blutungen dar, beispielsweise in Form eines Magengeschwürs, die über einen längeren Zeitraum hinweg unentdeckt bleiben und dadurch neben anderen Folgen auch eine schwerwiegende Anämie nach sich ziehen können.
Hämolyse
Eine weitere Ursache für Blutarmut ist die Hämolyse, also der gesteigerte Abbau von roten Blutkörperchen bei einer gleichzeitigen Verringerung der Lebenszeit der Erythrozyten.
Verschiedene Krankheiten können eine Hämolyse mit sich bringen, aber auch eine Störung bei der Bildung des Blutfarbstoffes Hämoglobin, Gifte oder bestimmte Medikamente.
Symptome von Anämie
Wenn dein Körper aufgrund einer Blutarmut nicht ausreichend mit Sauerstoff ist, ruft das verschiedene Symptome hervor. Zu den üblichsten Anzeichen einer Anämie gehören unter anderem
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Verminderung der Leistungsfähigkeit
- Kurzatmigkeit
- Herzrasen
Lange Zeit wurde mit der Blutarmut eine kränkliche Blässe der Betroffenen in Verbindung gebracht. Inzwischen gilt eine bleiche Gesichtsfarbe allerdings als unspezifisches Symptom, das nur in Verbindung mit anderen Anzeichen auf eine Anämie hinweist.
Besonders riskant ist Blutarmut für Patienten mit Herzkrankheiten. Der Körper versucht die niedrige Sauerstoffkonzentration im Blut auszugleichen, die eine Anämie verursacht.
Die Herzschlagfrequenz steigert sich in dem Versuch, den Mangel an Inhaltsstoffen durch eine Steigerung des Blutflusses zu kompensieren. Die erhöhte Belastung des Herzens birgt bei Herz-Patienten das Risiko von Schweißausbrüchen, Ohnmachtsanfällen und sogar Infarkten.
Formen von Anämie
So vielfältig wie die Ursachen von Blutarmut sind auch die Formen von Anämie, die aus ihnen resultieren.
Es gibt viele Formen von Anämie, die alle unterschiedliche Merkmale sowie Ursachen haben und sich unterschiedlich äußern.
Im Folgenden findest du die Arten der Blutarmut, die am weitesten verbreitet sind.
Hypochrome mikrozytäre Eisenmangel-Anämie
Hinter dem komplizierten Begriff der mikrozytären Anämie findet sich eine Form der Blutarmut, die sich dadurch auszeichnet, dass sie zu einer Verkleinerung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) führt.
Häufig spricht man auch von einer "hypochromen" mikrozytären Anämie. Das bedeutet, dass die vorhandenen Erythrozyten nicht nur verkleinert sind, sondern auch ungewöhnlich blass.
Diese beiden Aspekte lassen bereits die Ursache für die hypochrome mikrozytäre Anämie erkennen: Diese Art der Blutarmut tritt spezifisch im Zusammenhang mit einem Eisenmangel auf.
Der Mineralstoff Eisen ist nämlich nicht nur für die Bildung von Blutzellen verantwortlich, sodass ein Mangel an Eisen zu einer Verkleinerung der roten Blutkörperchen führt. Er ist auch ein wesentlicher Bestandteil des Blutfarbstoffs Hämoglobin.
Hämoglobin ist jenes Molekül innerhalb der roten Blutkörperchen, das maßgeblich für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich ist -und es verleiht den Erythrozyten ihre rote Farbe. Bei einer Eisenmangel-Anämie kommt es also zu einem Mangel an Hämoglobin, die roten Blutkörperchen werden dadurch nicht nur kleiner (mikrozytär), sondern auch blasser (hypochrom).
Makrozytäre Anämie
Die makrozytäre Blutarmut bildet auf zellulärer Ebene das Gegenstück zur mikrozytären Eisenmangel-Anämie.
Denn bei der makrozytären Blutarmut sind die roten Blutkörperchen unter dem Mikroskop nicht geschrumpft, sie sind im Gegenteil ungewöhnlich groß.
Dieser Größenzuwachs hängt mit der Ursache für die makrozytäre Anämie zusammen, denn sie entsteht durch einen Mangel an Folsäure und/oder Vitamin B12.
Wie bereits erwähnt, sind die Nährstoffe Folsäure und Vitamin B12 essentiell für die Bildung von DNA. Bei einem Mangel an einem oder beiden Vitaminen kommt es deshalb zu einer Störung bei der Produktion von DNA. Es werden weniger neue Blutzellen produziert, und der Prozess der Zellteilung verzögert sich.
Es dauert deshalb länger, bis die DNA einer Zelle soweit geteilt ist, dass neue Zellen entstehen können – der Zellkörper, der die DNA umschließt, wird in der Zwischenzeit aber in normalem Tempo versorgt und ausgebildet.
Durch die zeitliche Verzögerung bei der Bildung der DNA schwillt der Zellkörper deshalb unverhältnismäßig an, eine makrozytäre Zelle entsteht. Es kommt zur Ausbildung einer makrozytären Anämie.
Megaloblastäre Anämie
Eine makrozytäre Anämie ist auch als megaloblastäre Blutarmut bekannt. Rote Blutkörperchen, auch Erythrozyten genannt, die im Rahmen der makrozytären Anämie vergrößert sind, bezeichnet man auch als makrozytäre Megalozyten.
Sowohl die Bezeichnung "makrozytär" als auch die Vorsilbe "mega" deuten auf die Größe der Zellen hin.
Weil rote Blutkörperchen aber in einem aufwendigen Stoffwechselprozess aus anderen Vorläuferzellen, den sogenannten "Promegaloblasten", hervorgehen und die "Schwellung" der Zellen in dieses Stadium fällt, ist auch von der "megaloblastären" markozytären Anämie die Rede.
Denn schon die Vorläuferzellen der späteren Erythrozyten sind ungewöhnlich groß.
Hyperchrome Anämie
Während die Blutzellen bei einer Eisenmangel-Anämie ungewöhnlich blass (hypochrom) sind, sind sie bei einer megaloblastären Blutarmut ungewöhnlich groß – und ungewöhnlich rot.
Der Mineralstoff Eisen ist nämlich ein wesentlicher Baustein des Blutfarbstoffes Hämoglobin, das den Erythrozyten ihre Farbe verleiht.
Bei einer megaloblastären Anämie stellt dein Körper weniger Blutzellen her, die Hämoglobin-Produktion funktioniert aber ganz. Die wenigen vorhanden Erythrozyten werden deshalb quasi mit Hämoglobin "überdosiert". Dadurch erscheinen sie besonders rot, also hyperchrom.
Perniziöse Anämie
Die perniziöse Anämie ist eine weitere Form der Blutarmut, die auf einem Mangel an Vitamin B12 beruht. Sie unterscheidet sich allerdings von der markozytären megaloblastären Anämie durch ihre spezifische Ursache.
Denn der Vitamin-B12-Mangel, der die perniziöse Blutarmut verursacht, entsteht nicht durch Mangelernährung, sondern durch verschiedene Faktoren, die die Aufnahme von Vitamin B12 über den Verdauungstrakt hemmen oder verhindern.
Dazu gehören chronische Magen-und-Darm-Erkrankungen, zum Beispiel Zöliakie oder Gastritis, durch die die Bildung eines bestimmten Proteins, des sogenannten Intrinsic Factors, gestört ist.
Der Intrinsic Factor ist ein Transportprotein, das Vitamin B12 im Verdauungstrakt zur Darmschleimhaut transportiert, wo es in die Schleimhautzellen und schließlich ins Blutsystem des Körpers gelangt.
Auch die operative Entfernung von Teilen des Magens oder des Darms können die Aufnahme des Nährstoffs verhindern, ebenso wie bestimmte Medikamente. Parasitenbefall oder Alkoholmissbrauch zählen außerdem zu den Faktoren, die eine perniziöse Blutarmut begünstigen.
Renale oder normochrome, normozytäre Anämie
Als renale Anämie bezeichnet man eine Blutarmut, die aus einer Erkrankung der Nieren erwächst.
Hier liegt eine Verringerung der Anzahl roter Blutkörperchen (Erythrozyten) vor, während die Blutzellen selbst morphologisch unauffällig sind.
Man bezeichnet sie deshalb als normozytär, also von durchschnittlicher Größe statt mikrozytär (verkleinert) oder makrozytär (vergrößert).
Auch enthalten sie eine gewöhnliche Menge des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin, weshalb sie von durchschnittlicher Färbung (normochrom) sind und nicht etwa hypochrom (zu blass) oder hyperchrom (ungewöhnlich stark gefärbt).
Gesunde Nieren messen die Erythrozyten-Menge im Blut und sorgen bei einem zu niedrigen Wert für die Ausschüttung eines Hormons, das die Produktion roter Blutkörperchen im Knochenmark anregt. Bei Nierenerkrankungen ist dieser Mechanismus gestört.
Das notwendige Hormon wird nicht ausgeschüttet und die Konzentration von roten Blutkörperchen bleibt mangelhaft. Entsteht daraus eine Blutarmut, die über längere Zeit hinweg unentdeckt bleibt, ist das Leben von Nieren-Patienten in ernster Gefahr.
Seltener ist eine normochrome, normozytäre Anämie auch das Ergebnis einer Stoffwechselerkrankung, zum Beispiel einer Schilddrüsenunterfunktion.
Aplastische Anämie
Die aplastische Anämie ist eine sehr seltene und sehr spezifische Form der Blutarmut. Sie bezeichnet eine Anämie, die von einer Verringerungen der Gesamtzahl aller Blutzellen herrührt.
Diese allgemeine Verringerung der Blutzellen stellt das Ergebnis von Krankheit oder Schädigung des Knochenmarks dar, wo Blutzellen gebildet werden. Man spricht in so einem Fall von einer "Knochenmarkaplasie", die Betroffene im Laufe des Lebens "erwerben".
Eine "erworbene" Knochenmarkaplasie entsteht also durch äußere Einflüsse wie Chemotherapien, Strahlenbehandlung oder Blutkrankheiten wie der Panzytopenie. Es gibt auch seltene Fälle von angeborener Knochenmarkaplasie, beispielsweise die sogenannte Fanconi-Anämie.
Fanconi-Anämie
Die Fanconi-Anämie ist eine Erbkrankheit, die nur dann auftritt, wenn beide Eltern denselben Gendefekt aufweisen. Sie betrifft schätzungsweise fünf bis zehn Kinder auf einer Millionen Geburten, ist also extrem selten.
Es ist aber unklar, wie aussagekräftig diese Schätzungen sind; aufgrund des seltenen Krankheitsbildes vermuten Experten, dass es noch immer Fälle der Fanconi-Anämie gibt, die nicht oder zu spät erkannt werden.
Die nach dem Schweizer Kinderarzt Guido Fanconi benannte Krankheit äußert sich häufig durch Missbildungen und eine erhöhte Neigung für die Ausbildung von Tumorkrankheiten.
Bei den Betroffenen kommt es schon im frühen Alter zu einer Rückbildung des Knochenmarks, wodurch die Produktion von Blutzellen stark eingeschränkt wird.
Die Ausprägungen der Fanconi-Anämie sind unterschiedlich stark. Bei manchen Patienten ist nur eine Zellart betroffen, bei anderen sind es alle drei Sorten.
Dazu zählen die roten Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport zuständig sind, sowie weiße Blutkörperchen, die an der Immunabwehr mitwirken und ferner die sogenannten Thrombozyten, die für Blutstillung verantwortlich sind.
Hämolytische Anämie
Wie der Name schon sagt, tritt die hämolytische Anämie in Folge einer Hämolyse auf. Während die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bei einer Hämolyse ohnehin schon verringert ist, kommt es zusätzlich zu einem übermäßig schnellen Abbau der Erythrozyten.
Daraus ergibt sich eine Blutarmut. Eine Hämolyse kann sowohl aus einem Defekt der roten Blutkörperchen als auch aus äußeren Faktoren, wie zum Beispiel eine mechanische Herzklappe, resultieren.
Ist eine Anämie gefährlich?
Eine Anämie hat die Verringerung der roten Blutkörperchen, auch Erythrozyten genannt, oder des Moleküls Hämoglobin zur Folge.
Sowohl die Senkung der Erythrozyten als auch des Blutfarbstoffs Hämoglobin beeinträchtigen den Sauerstoffgehalt des Blutes nachteilig.
Dein Körper kann nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt werden, im schlimmsten Fall können Organe wie das Herz ernste Schäden davontragen.
Anämie durch Nährstoff-Mangel
Gefährlicher als die Auswirkungen einer Anämie sind in vielen Fällen aber ihre Ursachen. Resultiert die Blutarmut aus einem Mangel an Eisen, Folsäure oder Vitamin B12 bedeutet das, dass deinem Körper essentielle Nährstoffe fehlen, die er zum Überleben braucht.
Werden diese Nährstoffe deinem Organismus langfristig verweigert, kann das ebenfalls gravierende gesundheitliche Schäden oder sogar den Tod zur Folge haben.
Anämie durch Erkrankungen
Dasselbe gilt für Anämien, die als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen wie Magen-und-Darm-Entzündungen, Nierenkrankheiten, Erkrankungen des Knochenmarks oder Blutungen entstehen.
Weil dein Organismus als Resultat der Krankheit ohnehin bereits angegriffen und belastet ist, ist das Risiko für einen sehr schädlichen oder gar tödlichen Verlauf der Blutarmut hier sogar noch größer.
Es ist deswegen wichtig, Blutarmut rechtzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln.
Diagnose von Anämie
Wer die Anzeichen einer Blutarmut erkennt, kann sich frühzeitig zum Arzt begeben und seinen Verdacht medizinisch überprüfen lassen.
Eine solch gezielte Überprüfung ist aber selten, weil die allgemeinen Symptome einer Anämie wie Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Blässe und Konzentrationsschwäche verschiedene Ursachen haben können.
Stattdessen erfolgt die Entdeckung der Mangelerkrankungen häufig im Zuge der Überprüfung auf andere Krankheiten.
Diagnose durch Blutabnahme
Die sichere Diagnose einer Anämie erfolgt im Rahmen einer Blutabnahme. Nach einer Laboruntersuchung deiner Blutwerte kann dein Arzt erkennen, ob du über genügend rote Blutkörperchen und eine ausreichende Menge des Blutfarbstoffes Hämoglobin verfügst.
Der Arzt kann außerdem überprüfen, ob und inwiefern die Menge des Blutfarbstoffes in deinen einzelnen Blutzellen vom Durchschnitt abweicht und ob Größe und Form deiner roten Blutkörperchen im Normalbereich liegen.
Auch das Verhältnis von Zellen und Flüssigkeit in deinem Blut, das mit dem Begriff "Hämotokrit" beschrieben wird, kann dein Arzt untersuchen.
Anhand dieser Faktoren kann dein Arzt schnell feststellen, ob du an einer Anämie leidest. Danach gilt es, die Ursachen der Blutarmut festzustellen. Manchmal erfordert das Folgeuntersuchungen, bei einem Nährstoffmangel ist die Quelle der Anämie dagegen schnell geklärt.
Therapiemöglichkeiten von Anämie
Die Therapie einer Blutarmut ist abhängig von ihrer jeweiligen Form.
Bei einer Eisenmangel-Anämie oder einer megaloblastären Blutarmut müssen dem Körper die Nährstoffe zugeführt werden, deren Mangel die Anämie ausgelöst hat.
Das kann in leichten Fällen durch eine Ernährungsumstellung, in schwereren Fällen durch die Einnahme von Nährstoff-Präparaten erfolgen.
Ist die Anämie dagegen das Resultat einer Krankheit der Nieren, des Magen-und-Darm-Trakts oder des Knochenmarks, ist eine medikamentöse Behandlung erforderlich.
Auch für schwere und seltene Fälle von Blutarmut wie der Fanconi-Anämie gibt es heutzutage erfolgreiche Behandlungsmethoden.
Wenn du dich unwohl fühlst oder befürchtest, an einer Anämie zu leiden, lohnt sich in jedem Fall der Gang zum Arzt. Die Behandlung einer Blutarmut ist in den meisten Fällen schnell, einfach und bringt eine deutliche Steigerung der Lebensqualität mit sich.