Heilfasten: 6 Schritte zur richtigen Anwendung
Das Heilfasten hat eine Jahrtausende alte Tradition und wird noch heute gerne praktiziert – denn es verspricht die Reinigung des Körpers, der Seele und des Geistes. Wie dir das Heilfasten gelingt und mit welchen Wirkungen du rechnen kannst, erfährst du bei uns.
Was Heilfasten eigentlich ist, erklären wir dir im Folgenden.
Was Heilfasten eigentlich ist
Als Fasten bezeichnet man den bewussten und freiwilligen Verzicht auf feste Nahrung sowie Genussmittel über einen bestimmten Zeitraum. Diese Praxis hat zum Ziel, den Körper zu reinigen und regenerieren. Doch auch dein Geist profitiert von dem Heilfasten.
Früher galt diese Praxis gar als eine Übung, um die inneren Kräfte zu stärken. Viele Wirkungen des Fastens sind wissenschaftlich belegt und finden nicht ohne Grund in allen großen Weltreligionen Anwendung. Der Unterschied zum Heilfasten liegt hier nur darin, dass dieses nicht religiös motiviert ist.
Das Heilfasten kann in verschiedenen Formen ausgeübt werden, die bekannteste und beliebteste ist die Methode nach Buchinger. Daneben gibt es das Fasten nach Mayr, Saftfasten, Früchtefasten, Molke-Fasten und Panchakarma (ayurvedisches Heilfasten).
Zwar wird beim Fasten auf jegliche feste Nahrung über mehrere Tage hinweg verzichtet, Hunger leiden wirst du jedoch nicht. Wer das Heilfasten von Anfang bis Ende richtig durchführt, dem bleiben Leistungsfähigkeit und ein Gefühl der Sättigung erhalten.
Für wen sich Heilfasten eignet
Das Heilfasten geht mit enorm vielen positiven Effekten einher. So fördert es die Entschlackung des Körpers und reinigt gleichzeitig Körper und Geist.
Daher ist das Heilfasten für jeden geeignet, der sich eine Reinigung des Inneren wünscht und das Fasten als ganzheitliches Konzept sieht.
Denn Heilfasten besteht nicht nur aus einer minimalen Nahrungsaufnahme, sondern geht auch mit einem gewissen Programm einher, das den Geist reinigen soll.
Wenn du eine Kur vornehmen möchtest, solltest du psychisch keinesfalls stark beeinträchtigt sein. Du solltest eher positiv gestimmt und motiviert für die nächsten Wochen sein.
Auch solltest du dann keine Fastenkur durchführen, wenn du wenige Reserven für die kommenden Tage besitzt. Das schließt etwa Menschen mit Untergewicht, Magersucht, einer Mangel- oder Fehlernährung und mit fortgeschrittenem Krebsleiden ein.
Daneben ist das Heilfasten abzuraten, wenn du an einer Schilddrüsenüberfunktion oder Nieren- und Leberkrankheiten leidest. Darüber hinaus solltest du auch auf Heilfasten verzichten, wenn du schwanger bist oder stillst. Die veränderten Stoffwechselprozesse könnten dem Ungeborenen oder Neugeborenen schaden.
Zu guter Letzt solltest du dich außerhalb der Wachstumsphase befinden – Kindern und Jugendlichen wird von einem Heilfasten eher abgeraten.
Heilfasten nach Buchinger
Zwar gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an das Heilfasten, die bekannteste ist jedoch mit Abstand die Praxis nach Buchinger. Diese geht zurück auf den Arzt Otto Buchinger (1878 – 1966).
Dieser konnte mithilfe einer Fastenkur sein eigenes Asthmaleiden behandeln und setzte sich anschließend intensiv mit dem Thema auseinander. Er war davon überzeugt, dass das Fasten den Körper von Giftstoffen befreien kann und die Selbstheilungskräfte anregt.
Nach Buchinger wirkt das Heilfasten auf drei verschiedenen Ebenen: Der psychosozialer, der medizinischen und der spirituellen Ebene. Gemeinsam bilden sie eine nicht trennbare Einheit. In diesem Zusammenhang sprach Buchinger selbst über eine "Diät der Seele".
Daher sollten sich Fastende während der Kur auch intensiver mit Lesen, Musik, Kunst, der Natur, Humor und meditativen Übungen auseinandersetzen.
Aufbau einer Heilfastenkur nach Buchinger
Gesunden Menschen wird eine Fastenzeit von etwa zwei Wochen empfohlen. Diese beinhaltet aber auch Vorbereitungstage sowie das Fastenbrechen.
Denn wer fasten möchte, sollte nicht einfach loslegen. Es ist wichtig, dass du deinen Körper zunächst schonend auf die minimale Nahrungszufuhr vorbereitest und ihn zum Ende hin sanft an feste Nahrung gewöhnst.
Buchinger beschreibt eine optimale Fastenzeit von zwei bis vier Wochen. Allerdings liegt die Entscheidung dabei an individuellen Rahmenbedingungen. So ist etwa ein Heilfasten von vier Wochen recht schwer zu realisieren, da die Fastenden beispielsweise nebenbei arbeiten müssen.
Die Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung (ÄGHE) empfiehlt eine Kur von 7-10 Tagen. Dazu kommen noch zusätzlich ein bis zwei Vorbereitungstage sowie circa 3 Tage, um den Körper wieder an Nahrung zu gewöhnen.
Heilfasten zuhause
Bei einigen Krankheitsfällen und auch zu therapeutischen Zwecken bieten sich Fasten-Kuren an. Diese sollten jedoch in einer Klinik unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Nur wer gesund ist, kann auch ohne Betreuung zuhause fasten.
Du solltest jedoch beachten, dass du in dieser Zeit etwas mehr Ruhe brauchst und Stress vermeiden solltest. Nimm dir daher am besten eine Woche Urlaub, um das Heilfasten ganzheitlich zu erleben.
Denn das Heilfasten geht auch damit einher, dass sich die Fastenden aus dem Alltag zurückziehen und nach Stille und Ruhe suchen. Außerdem kannst du dich so auf sanften Ausdauersport, Leberwickel und Entspannungsübungen konzentrieren.
Denk daran, dass sich dein Körper während der gesamten Fasten-Zeit von außen nach innen richtet und gleichzeitig auf Regeneration gepolt ist, nicht auf Leistung.
Übrigens nutzen viele Anwender die Fastenkur auch dafür, einige Schweigetage einzulegen und sich in Meditation und anderer spiritueller Praxis zu vertiefen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Heilfasten nach Buchinger
Es ist ganz wichtig, dass du alle Schritte des Fastens sorgsam ausführst. Im schlimmsten Fall kann schließlich eine Fasten-Kur für deinen Körper mehr Stress bedeuten, als er sich regenerieren kann.
Der erste wichtige Schritt ist, dass du dir genügend freie Zeit verschaffst sowie psychisch und emotional auf die Fasten-Kur eingestimmt bist.
Ärztliche Betreuung beanspruchen
Fasten sollte immer mit einem Arzt abgesprochen werden, um mögliche Risiken von Beginn an auszuschließen.
Einige nicht-ärztliche Therapeuten sind speziell auf die Fastentherapie geschult und können dich während dieser Zeit unterstützen.
Besonders wenn du spezielle Medikamente oder Präparate nimmst, solltest du die Kur mit deinem Arzt abklären. So kann aber auch ein erhöhter Ketonspiegel im Körper während der Fastenzeit zu einem erhöhten Harnsäurewert im Blut führen.
Dieser wiederum begünstigt Harnsteine sowie Gichtanfälle. Lasse daher vor Beginn deiner Kur deine Blutwerte checken, sodass auch ausgeschlossen werden kann, dass du an bestimmten Mangelerscheinungen leidest.
Entlastungstage: Vor Beginn des Fastens
Einen oder zwei Tage bevor das eigentliche Fasten beginnt, solltest du deinen Körper schonend an den Verzicht von fester Nahrung gewöhnen. Reduziere deine Energieaufnahme auf 600 bis 1000 Kalorien pro Tag.
Diese solltest du darüber hinaus überwiegend aus Kohlenhydraten beziehen. Fette vermeidest du gänzlich und Proteine nimmst du nur in geringen Mengen auf. Spätestens jetzt solltest du auch komplett auf Nikotin, Alkohol, Koffein und Süßigkeiten verzichten.
In den Vorbereitungstagen solltest du deinen Körper zusätzlich vor großen körperlichen Aktivitäten bewahren. Ebenso wichtig ist auch die Vorbereitung des Geistes: Vermeide Stress und sorge für Ruhe und eine positive Grundeinstellung.
Die Ernährung, die du in diesen Tagen zu dir nimmst, kann je nach Vorlieben und Beschwerden gestaltet werden. Die gängigste Vorbereitung ist der Obsttag. Hier ernährst du dich ausschließlich von bis zu zwei Kilogramm frischem Obst, die du auf etwa vier bis fünf Mahlzeiten verteilst.
Wenn dein Magen oder Darm etwas empfindlicher ist, kannst du stattdessen einen sogenannten "Reistag" einlegen. Hier kochst du für drei Mahlzeiten am Tag circa 150 Gramm Reis auf. Kombiniere ihn mit ungesüßtem Kompott oder gedünstetem Gemüse.
Der erste Fastentag
Jetzt beginnt die eigentliche Fastenkur. Am ersten Tag deines Heilfastens geht es darum, deinen Körper und damit deinen Darm zu reinigen. Die nachfolgende Darmreinigung kann unangenehm werden, daher solltest du dir an diesem Tag nichts vornehmen.
Für die Darmreinigung nimmst du einen Liter Wasser, vermengt mit 30 bis 40 Gramm Glaubersalz, zu dir. Das Wasser solltest du innerhalb von zwanzig Minuten trinken. Glaubersalz ist ein salzhaltiges, starkes Abführmittel, das nur kurzzeitig angewendet werden darf.
Stört dich der Geschmack sehr, kannst du dem Ganzen etwas Zitronensaft beifügen. 30 Minuten nachdem du die Mischung getrunken hast, nimmst du weitere 0,5 bis 1 Liter Flüssigkeiten in Form von Wasser oder Tee, zu dir.
Im Anschluss beginnt dann die Darmentleerung, die bis zu drei Stunden andauern kann.
Ernährung während der nächsten Tage
Während des Heilfastens nimmst du immer wieder geringe Energiemengen zu dir. Hauptsächlich besteht deine "Ernährung" allerdings aus ungesüßtem Tee und Wasser.
Das Heilfasten nach Buchinger beinhaltet täglich 0,25 Liter Gemüsebrühe und 0,25 Liter möglichst frisch gepresste Obst- und Gemüsesäfte. Außerdem kannst du circa 30 Gramm Honig pro Tag zu dir nehmen.
Die maximale Energiezufuhr sollte dabei 500 Kalorien nicht übersteigen. Über den restlichen Tag verteilt führst du deinem Körper mindestens 2,5 Liter Flüssigkeiten durch Wasser oder Kräutertee zu.
In dieser Art führst du die Kur sieben bis zehn Tage lang fort. Bei einer längeren Fasten-Kur können die Fastenden zusätzlich Buttermilch in ihren Speiseplan integrieren. Das verhindert einen starken Abbau von Muskeleiweiß.
Programm während des Heilfastens
Zusätzlich zu der Darmreinigung bei Beginn des Fastens, ist es ganz wichtig, auch während der Fastenzeit sämtliche Ausscheidungsvorgänge zu fördern.
Das erreichst du durch tägliche körperliche Aktivität, zum Beispiel durch mäßiges Spaziergehen, leichtes Joggen oder Yoga. Körperliche Bewegung fördert die Durchblutung und verbessert den Prozess der Entschlackung.
Des Weiteren regst du deine Leber mithilfe von Leberwickeln an. Wickele dafür eine Wärmeflasche in ein feuchtes Tuch und lege es auf den rechten Oberbauch. Nach der ersten Darmleerung werden dem Körper keine festen Nahrungsmittel zugeführt, weshalb sich der Darm kaum noch bewegt.
Mithilfe von Abführtees, Abführtropfen oder Bittersalz verhilfst du deinem Körper zu einer regelmäßigen Darmreinigung. Auch ein Einlauf mit warmem Kamillenwasser jeden zweiten Tag führt zu einer Darmleerung.
Fastenbrechen: Das Ende des Heilfastens
Das Ende der Heilfastenzeit, in der der Körper langsam wieder an feste Nahrung gewöhnt wird, nennt sich auch Fastenbrechen. Das beginnst du nach sieben bis zehn Tagen mit einem rohen oder gekochten Apfel. Am Abend nimmst du lediglich Kartoffelsuppe zu dir.
Der Ernährungs-Aufbau nach dem Fastenbrechen nennt sich auch Refeeding. Dieser sollte aus einer leichten Kost bestehen, am besten ovo-lacto-vegetarisch. Das bedeutet, dass du sowohl auf Fleisch als auch auf Eier und Milchprodukte verzichtest. Verwende möglichst nur frische Bio-Ware.
In den folgenden Tagen baust du deine Ernährung allmählich wieder auf und gestaltest sie vorerst sehr ballaststoffreich mit vielen ungesättigten Fettsäuren. Unter anderem kannst du dafür kaltgepresste Pflanzenöle verwenden. Versuche auf gesättigte Fette zu verzichten.
Am ersten Tag des Fastenbrechens nimmst du rund 800 Kalorien zu dir, am zweiten circa 1000, am dritten steigerst du dich auf 1200 und am vierten Tag kannst du ganze 1600 Kalorien zu dir nehmen.
Denk auch in dieser Phase immer daran, ausreichend Flüssigkeiten zu dir zu nehmen. Am vierten Tag nach dem Ende des Heilfastens kommt es in der Regel zu ersten Darmbewegungen und Stuhlgang.
Was beim Heilfasten im Körper passiert
Beim Heilfasten führst du deinem Körper über Tage keine feste Nahrung zu. Dadurch verschiebt sich dein Stoffwechsel für einige Tage hin zum Katabolismus.
Das wiederum lässt den Blutdruck und Blutzuckerspiegel sinken. Um Energie bereitzustellen, greift dein Körper stattdessen auf Fettreserven zurück.
Unter anderem greift der Körper aber auch auf die Proteine der Muskeln zurück, weshalb deine Muskelmasse in dieser Zeit zurückgeht.
Bei einer längeren Heilfasten-Kur kann sich dein Körper zudem in den Zustand der Ketose versetzen, da er vermehrt Ketokörper bildet. Darüber hinaus schüttet er vermehrt Endorphine aus – daher fühlst du dich während des Heilfastens meistens glücklich und energiegeladen.
Daher sagt man dem Heilfasten auch nach, dass es bei psychosomatischen Krankheiten Linderung verschaffen kann.
Darüber hinaus kann Heilfasten bei Migräne, chronischen Entzündungen und Schmerzzuständen sowie atopischen Krankheiten helfen. Allein zum Zweck der Gewichtsreduktion solltest du kein Heilfasten durchführen.
Du wirst zwar einige Kilos verlieren, jedoch sammeln sich die Pfunde nach der Kur schnell wieder an. Stattdessen kannst du das Heilfasten dafür nutzen, dich auf eine Ernährungsumstellung vorzubereiten.
So kannst du dir etwa vornehmen, auf ungesunde Fette zu verzichten und deinen Tageskaloriensatz zu reduzieren. Das Heilfasten fördert lediglich ein schnelles Abnehmen.
Nebenwirkungen von Heilfasten
Da der Körper für einige Tage auf feste Nahrung verzichtet, kann es auch zu Nebenwirkungen kommen. So kann es etwa sein, dass du während dieser Zeit leichte Kreislaufbeschwerden bemerkst.
Außerdem kann das Heilfasten eine Elektrolytstörung, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Muskelkrämpfe begünstigen. Auch dein Sehvermögen kann unter Umständen unter der Kur leiden, dies legt sich in der Regel jedoch nach dem Fastenbrechen.
Einige Fastende berichten zudem von einem veränderten Schlafverhalten. Beachte auch, dass dein Körper bei längerem Fasten auf die Proteine in den Muskeln zurückgreift, da ihm kein Eiweiß über die Nahrung zugeführt wird. Das kann deine Muskelmasse zurückgehen lassen.
Auch kann das Fasten einen erhöhten Ketonspiegel im Körper verursachen, was wiederum die Ausscheidung von Harnsäure hemmt. Ein hoher Gehalt an Harnsäure begünstigt die Bildung von Harnsteinen und Gichtanfällen.
Das Heilfasten abbrechen
Unter Umständen solltest du das Heilfasten dringend abbrechen, vor allem wenn die erwähnten Nebenwirkungen massiv bei dir auftreten.
So sind erste Anzeichen einer Herzrhythmusstörung, ernste Elektrolytstörungen oder gar ein Kreislaufkollaps ein Signal deines Körpers, dass er das Heilfasten nicht gut verträgt. Das kann unterschiedliche Gründe haben, wie etwa eine vorangegangene Mangelernährung oder Untergewicht.